Monatsarchive: Mai 2017
Glaube als starke Führungskraft
Hallo Klardenker,
Der Glaube, egal an was, hat eine sehr starke Führungskraft. Als Kinder haben wir so lange an den Weihnachtsmann geglaubt, wie es den uns vertrauten und uns führenden Menschen gelang, diese Geschichte für wahr zu verkaufen. Osterhase und Zahnfee reihen sich da ein. In der Schule glaubten wir an die Wahrheiten, die uns in den verschiedenen Fächern vermittelt wurden. Bereits in dieser Zeit lernten wir zu funktionieren, so dass ein Hinterfragen gar nicht in den Sinn kam. An dieser Stelle kommt keine reine Schulkritik, sondern der Hinweis, dass es eine Aufgabe der Eltern ist, außerschulisches Denken und die Begabungen fördernde Beschäftigung und Anleitung zu leben.
Mit dem Entwickeln eigener Interessen suchten wir gezielter nach uns passenden Informationen und nutzten als Quellen die „altbewährten“ Medien. Zweifeln und Hinterfrage waren immer noch nicht nötig. Wir hatten ja Zeitungen und Fernsehen und die Wahrheiten wurden uns ins Haus und Hirn geliefert.
Mit der Allgegenwart des Internets ist es noch leichter geworden, die passende Antwort zu jeder Frage zu finden. Und sollte jemand mal durch eine abweichende Meinungsäußerung auffallen und gar querschlagende Fragen stellen, dann öffnen sich fast automatisch bei uns die entsprechenden Schubladen im Denken, in die wir jeden stecken können – die Aufschriften heißen dann: Störenfried, Miesmacher, Querulant, Verschwörungstheoretiker, Rechter, Linker, Grüner…….. Wir sind soweit, dass wir in einer ständigen Selbstzensur handeln und denken.
Jedes System wird von Ideologie zusammengehalten. Wir leben in vorgefertigten Gedankengefängnissen, aus denen zu entkommen wohl das Schwierigste überhaupt ist. Wir werden gedacht – mit bunten Bildern und unwichtigen Infos in Bewegung gehalten,…..
Emotionalität und Intellektualität – Fühlen und Denken gehören zusammen. Der Appell an Gefühle wird immer öfter bewusst angetriggert. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin ein Bauchmensch und lasse mich mehr denn je von meinen Gefühlen leiten. Aber mir scheint, dass immer mehr mit „gemachten“ Gefühlen gesteuert wird und diese so missbraucht werden.
Das liegt wohl vor allem daran, dass Viele das eigene Denken längst aufgegeben haben oder überfordert sind. Die Menge an Informationen, die wir täglich aufsaugen, ist zu groß. Sie prasselt nicht nur auf uns ein, nein, wir setzen uns dieser Informationsflut bewusst aus, weil wir verlernt haben, uns selber zu beschränken. Wir glauben, dass wir alles in Echtzeit erfahren müssen, weil wir ansonsten nicht auf der Höhe sind. Unser Nachdenken kommt da nicht mehr mit. Wir nehmen eigentlich nur noch im Vorbeiflug die Headlines, die Schlagzeilen und die Kurzinfos auf unseren Handys wahr. Unendlich viel Halbwissen häuft sich an. Wir gehen selten bei einem Thema in die Tiefe. Wenn das Nachdenken nicht mehr mitkommt, dann erfühle ich mir meine Meinung und meine Entscheidungen. Nimmt diese Entwicklung überhand, dann gibt es gefühlte Wahrheiten, die unser Denken und Handeln bestimmen.
Nun muss nicht jeder den Stein der Weisen suchen, aber für die wirklich wichtigen Themen sollten wir uns Zeit nehmen. Welche das sind, das muss jeder für sich herausfinden. Meist wird man erst dann aktiv, wenn man selbst von etwas Einschneidendem und Entscheidendem betroffen ist. Sei das eine Krankheit, ein Schicksalsschlag oder eine von uns als ungerecht empfundene Situation, in die wir geraten sind. Dann haben wir plötzlich einen anderen Blickwinkel auf die Dinge und es verstärkt sich das Gefühl, dass die eigene gelebte Wirklichkeit mit der in den Medien gar nicht mehr so viel zu tun hat. Dann nutzt uns plötzlich auch nicht mehr die Betrachtung der vermeindlichen Superstars und Promis aller Art. Dann sind wir mit eigenen, wirklichen Problemen konfrontiert und es tun sich vor uns Missstände auf, die wir bis dato nicht gesehen haben. Diese dann auch beim Namen zu nennen, sehe ich als einen ersten wichtigen Schritt.
Im Leben gibt es immer wieder entscheidende Begegnungen, Ereignisse und Erkenntnisse, die uns zum Handeln drängen. Jeder weiß, dass es Gegebenheiten und Notwendigkeiten gibt, aus denen man schwer heraus kommt. Dann, im entscheidenden Moment einmal mehr nachzudenken bzw. abzuwägen bzw. sich die Zeit dafür zu nehmen, sollte oberstes Gebot sein. Und meist hat man die Zeit! Man hat immer eine Wahl.
Bei allen Entscheidungen kann ich nur jedem wünschen, dass er sich treu bleiben möge und nur Dinge tut, mit denen er im besten Gewissen gut schlafen kann. Je älter ich werde je mehr erfahre ich, wie wichtig das ist. Eine eigene Erfahrung kann ich von mir mal berichten. Noch zu meinen Berufszeiten in der DDR, erschien mal im Spätdienst in meinem Büro ein Mann, der gar nicht den Mund aufmachen musste – man hatte einen Blick dafür, wer von Horch und Guck kam. Fast eine Stunde hat er auf mich eingeredet – und ich habe Nein gesagt. So ein Schritt wäre bei meiner Erziehung und Überzeugung (damals war ich Anfang Zwanzig) nie möglich gewesen. Bammel hatte ich schon – was wird aus meinem Studium, meiner Tante und Cousine im Westen, meinen Eltern…… Später erfuhr ich, dass mein Vater das mal genauso erlebt und entschieden hatte. Für mich war das so eine einschneidende Erfahrung. Warum erzähle ich das – Weil ich empfinde, das wir in Zeiten leben, da Denunziantentum und Bespitzelung wieder Konjunktur haben und nur allzu oft nach dem eigenen vermeindlichen Vorteil geschaut wird.
Wie wichtig es ist, sich zu überlegen, mit wem man sich in seinem Leben einlässt, zeigt auch das Beispiel Trump. Seine Wahlversprechen sind dahin – und das ging sehr schnell. Ich bin überzeugt, dass das schlichte Gemüt Trump vor allem eins wollte – die Krönung seines Lebens sollte das Präsidentenamt sein – und er will als ein vom Volk geliebter Präsident in die Geschichtsbücher kommen. Ob da die angekündigten Steuersenkungen alleine die gewünschte Wirkung haben? Mal ganz davon abgesehen, wie das finanziert werden sollte. Mit dem Angriff auf Syrien hat er sehr schnell genau das getan, was nicht in seinen Losungen vorkam. Wollte er nicht mit „America First“ mehr in die Entwicklung des eigenen Landes stecken und die Einmischung in fremde Angelegenheiten zurückfahren? Es bleibt für den Normalmenschen nur Spekulation, was die Umkehr auf so vielen Gebieten bewirkt hat. Von seinen teils ungehobelten Auftritten mal abgesehen, kann es auch einfach damit zu tun haben, dass eben doch nicht die Marionette im Rampenlicht das Sagen hat.
Oder der bekannte Spruch :
Wenn Wahlen etwas bewirken würden, dann wären sie verboten.
Bzw.
Wes Brot ich ess – dess Lied ich sing.
Die Wirtschafts- und Finanzeliten lenken das Geschehen , und im Moment erleben wir eine Kriegstreiberei, die sich über den ganzen Planeten erstreckt. Emotionslos nehmen wir die Meldungen und Bilder von Opfern kriegerischer Handlungen hin, weil diese schon zur alltäglichen Gewohnheit geworden sind. Sind diese Kriegstreiber nicht identisch mit denen, die nicht nur an jedem abgefeuerten Schuss bzw. jeder abgeworfenen Bombe verdienen, sondern auch bei jedem Einsatz von Gentechnik, Pestiziden, diversen Medikamenten. Nicht zu vergessen am Gewinn bei der Energieversorgung und der Sicherung der Quellen von Trinkwasser und anderer Rohstoffe. Das Thema Börse, Geld und Zins ist hier schon zur Genüge besprochen worden.
Politiker in Führungspositionen sind eingebunden in die Vorstände von Banken und Konzernen…. Eine echte Opposition und Interessentenvertretung des Volkes sehe ich nirgends.
Wenn wir erkennen, dass der derzeitige Zustand lebens- und menschenfeindlich ist und aufhören, uns selbst „freiwillig“ das Wasser abzugraben, dann kann die Hoffnung sich wieder Bahn brechen. Die, die so vieles wissen und trotzdem still ertragen und alles mit sich machen lassen, stützen diese Entwicklung in eine Abwärtsspirale.
Ein Ende der all gegenwärtigen Abstumpfung und Ignoranz sollte wieder in ein Handeln führen. Sich wieder füreinander interessieren und zu einem Austausch kommen, nur das wird einen Wandel ermöglichen.
Christiane Clauss-Ude